- Jugendforschungszentrum Schwarzwald-Schönbuch, Campus Pforzheim
- BUND Regionalverband Nordschwarzwald, Ortsgruppe Pforzheim
- Kepler-Gymnasium Pforzheim
Nachdem um 16:30 keiner der gemeldeten Teilnehmer erschienen ist, sind wir zu dritt
losmarschiert. Der Weg führte uns auf das Gelände der alten Erddeponie. Auf der von lichtem
Buschwerk gesäumten ehemaligen Zufahrtsstraße ging es vorbei an den alten Deponieanlagen,
die heute ein Schlupfwinkel-Eldorado für zahlreiche Tiere sind. Dort jagt nachts die Bechstein-Fledermaus, eine der Seltenheiten, der das Ochsenwäldle dank der Beharrlichkeit BUND-Ortsgruppe seinen Schutzstatus verdankt.
Eine üppige Pflanzenwelt gedeiht auf dem ehemaligen Deponiegelände. Sogar zwischen
den Walzen und Ketten der vor sich hin rostenden Unterbodenwaschanlage für Müllautos
sprießen Ritzenrebellen wie das Kahle Bruchkraut und der Stinkende Storchschnabel. Das
ehemalige Raketenabschussgelände im Zentrum des Ochsenwäldles ist eingezäunt. Dort
weiden mächtige Heckrinder, eine Rinderrasse aus den 1920ger Jahren, die dem ausgerotteten
Auerochsen ähnelt.
Uns fiel auf, dass kaum Vögel sangen. Amsel, Singdrossel, Rotkehlchen, Zilpzalp und
Mönchsgrasmücken waren nur vereinzelt zu hören. Selbst das Summen und Brummen der
Insekten hielt sich in erschreckenden Grenzen, ganz zu schweigen von Insektensichtungen.
Einzelne Zipfelkäfer, ein Pappel-Blattkäfer und ein Smaragd-Fallkäfer waren in den
Blütenscheiben der Margeriten und auf den Knautienblüten zu entdecken. Am häufigsten, aber
keineswegs zahlreich, gaukelten Schmetterlinge über die Wiese: Zitronenfalter, Kleine
Kohlweißlinge und Hauhechel-Bläulinge. Im Dunkel der Saumhecken auf einem Hartriegelblatt
entdeckten wir einen Weißspanner, vermutlich der Braunstirn-Weißspanner, und einen
Gelbwürfeligen Dickkopffalter. Um die Skabiosen-Langhornmotten auf den Blüten zu
entdecken, mussten wir schon genau hingucken.

Der Gemeine oder Hauhechelbläuling (Polyommatus icarus) war auf Schritt und Tritt zu sehen. Hier findet eine Paarung auf einer Margeritenknospe statt, die sich gerade öffnen will.
Bild: Dino Frey
Klein aber fein: Die Skabiosen-Langhornmotte (Nemophora metallica). Der wissenschaftliche Name bedeutet‚ Metallische Fadenträgerin‘ – wie treffend!
Bild: Dino Frey


Am Wegrand entdeckt: der Gelbwürfelige Dickkopffalter (Carterocephalus palaeomon). Die Raupen dieser Art fressen ausschließlich Süßgräser.
Bild: Dino Frey
Wer aufmerksam durch die Wiesen schlendert, wird diesen kleinen Blattkäfer in so mancher Blüte leuchten sehen, den Smaragd-Fallkäfer (Cryptocephalus aureolus). Bei der kleinsten Störung lässt er sich einfach fallen – und weg ist er.
Bild: Dino Frey


Die Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) lauert in Blüten und wartet auf hungrige Besucher. Hier hatte eine Honigbiene Pech. Ein Genickbiss hat ihr Schicksal besiegelt. Je nach Blütenfarbe ändert auch die Spinne ihre Farbe von
weiß über gelbgrün bis gelb. Nur die Weibchen können das.
Bild: Dino Frey
Zwischen Zaun und Waldrand befinden sich magere Wiesen auf kalkigem Untergrund, die
zweimal im Jahr zur Heugewinnung gemäht werden. Dort wachsen neben zahlreichen Grasarten
auch Kräuter, wie Wiesensalbei, Margerite, Großer und Kleiner Klappertopf, Feld-, Gamander- und Efeu-Ehrenpreis, Silber-Fingerkraut, Knautien und viele andere. Orchideen wie
Hummelragwurz und Zweiblatt sind ausgesprochen häufig, zeigten aber wohl wegen der kühlen
Nächte und der langen Trockenphase noch keine Blühlust - in zwei Wochen dann…
In den Heckensäumen und am Waldrand gedeihen verschiedene Gehölze wie Sibirischer
Hartriegel, Europäisches Pfaffenhütchen, Kriech- und Hundsrose, Liguster, Brom- und
Himbeere, Eingriffeliger Weißdorn, Schlehe, aber auch junge Mehlbeeren, Schwarzpappeln,
Waldkiefern, Hain- und Rotbuchen, Espen, Schwarzerlen, Feld-, Berg und Spitz-Ahorne, Eschen,
Stiel- und Traubeneichen und andere.
Wie wir da so am Wiesenrand entlang schlenderten, entdeckten wir ein kleines Pflänzlein
bestehend aus einem Blatt und einem kabelartigen Sporenträger, das auf eine 400 Millionen
Jahre alte Geschichte zurückblickt: die Gewöhnliche Natternzunge. Dieser Urfarn gehört zu den
Gabelblattgewächsen, der ältesten bekannten Landpflanzengruppe. Die Natternzunge gilt als
stark gefährdet. Entlang des Oberrheins kommt sie zerstreut vor. Sie ist in der
Umweltbewertung aus dem Jahr 2019 im Auftrag der Stadt Karlsruhe als Besonderheit erwähnt.

Es ist schon ein sonderbares Gewächs, die Natternzunge (Ophioglossum vulgatum). Sie besteht aus einem einzigen Nährblatt (Trophophyll) und einem pfriemförmigen Sporenblatt (Sporophyll). Die grünen Knubbelchen, die in einer Doppelreihe angeordnet sind, sind die
heranwachsenden Sporenkapseln. Der Urfarn ist selten geworden.
Bilder: Dino Frey


Die Blüte der berüchtigten Schwarzen Tollkirsche (Atropa belladonna) ist eher unscheinbar, die rotschwarzen Beeren, die an dunkle Süßkirschen erinnern, leuchten verlockend zwischen den Laubblättern. Das mit Kartoffeln und Tomaten verwandte Nachtschattengewächs ist sehr giftig.
Bild: Dino Frey
Weitere Informationen:
Informationen über die Aktivitäten des BUND zum Schutz des Ochsnewäldles
https://bund-nordschwarzwald.de/ochsenwaeldle-retten/lebensraum-ochsenwaeldle/
ö:konzept Freiburg, 2019, Gewerbegebiet „Ochsenwäldle“, Studie zur umweltfachlichen Bewertung im Sinne des UVPG im Auftrag der Stadt Karlsruhe
https://www.pforzheim.de/fileadmin/user_upload/bauen/Gewerbefl%C3%A4chenentwicklung/Ochsenw%C3%A4ldle_UVPG-Studie.pdf
Informationen über Heckrinder
https://de.wikipedia.org/wiki/Heckrind
Informationen über die Gewöhnliche Natternzunge
https://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnliche_Natternzunge
Bestand der Gewöhnlichen Natternzunge in Baden-Württemberg
https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/gewoehnliche-natternzunge
Text: Dino Frey, Tina Roth, Gabi Bender